Die Winterreise des jungen Werther

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“Künstlerisch haben die, die nicht da waren, etwas verpasst: Erstens die sehr feinfühligen Interpretationen der Schubert-Lieder und zweitens die Verzwirbelung der Befindlichkeiten von Werther und dem lyrischen Ich in Müllers Gedichten…. Das Publikum im Stadttheater applaudierte sehr und würzte den Beifall mit vielen «Bravo, bravo! »

- Rufen”

 

30  Jahre ist Werthers Suizid nun her und jeden Tag wird sein Freund Wilhelm von Schuldgefühlen geplagt. Werther hatte in seinen Briefen doch immer wieder davon geschrieben, an der Liebe zu Charlotte zu Grunde zu gehen und seinem Leben ein Ende setzen zu wollen. Hatte da Wilhelm als Wissender nicht die Verantwortung dem Freund beizustehen? Auch gibt es ein Versprechen von Wilhelm an Werther, welches er nicht eingelöst hat; er sollte die Briefe, die Werther sich nicht traute abzuschicken, an Charlotte übergeben.

Die Einzige, die nichts von Briefen weiß, ist Charlotte selbst. Ihr war natürlich bewusst, dass Werther in immer tiefere Verzweiflung geriet. Doch was sollte sie tun? Sie war dem Langeweiler Albert versprochen.

 Wilhelm fasst den Entschluss, die ihm persönlich unbekannte Charlotte zu sich einzuladen um ihr die Briefe zu übergeben. Auch will er wissen, wie sie die ganzen Jahre damit leben konnte, nicht eingegriffen zu haben. Waren sie beide mit der Situation überfordert?  

 Um der Begegnung etwas Leichtigkeit zu verschaffen, engagiert er noch einen Sänger und Pianisten. Doch dann geschieht etwas Außergewöhnliches; in den Liedern scheint Werther wieder lebendig zu werden. So, als wäre er  im Raum....

 «Eine Strasse muss ich gehen, die noch keiner ging zurück»  («Der Wegweiser» aus Schuberts ‚Winterreise’)

 Todessehnsucht, Naturerfahrung  und Liebesleid prägen als zentrale Motive das literarische Schaffen des Sturm und Drang. Sie wurden 1774 in Goethes «Werther» meisterhaft verknüpft.  Mehrere Jahrzehnte später publizierte der Lyriker Wilhelm Müller seinen Gedichtzyklus «Die Winterreise», welcher dann im Jahr 1827 durch Franz Schubert unvergesslich in Musik gesetzt wurde.

Betrachtet man die Winterreise-Gedichte, lassen sich etliche Parallelen zum Gemütszustand von Goethes Protagonist Werther feststellen. Die poetisch-schwelgerischen Beobachtungen der Natur («Am Brunnen vor dem Thore»),  die Ablehnung gesellschaftlicher Konventionen («Es bellen die Hunde, es rasseln die Ketten»), die Einsamkeit der Hauptfigur («Eine Krähe war mit mir»). Die Gedichte von Wilhelm Müller scheinen auf das Werthersche Pathos zurückzugreifen und es wird deutlich, dass das namenlose lyrische ‚Ich’ in Schuberts Liedern und Goethes Protagonist seelenverwandt sind. 

Der Pianist, Autor und Regisseur Dietmar Loeffler hat den unsterblichen Briefroman weitergedacht und kombiniert in seiner szenischen Lesung klassisches Schauspiel mit Musik. 

Eine Co-Produktion mit dem Stadttheater Schaffhausen

MIT Imogen Kogge (Charlotte), Walter Kreye (Wilhelm/ Werther) , Jochen Kupfer (Gesang), Dietmar Loeffler (Klavier)

Buch+REGIE Dietmar Loeffler

DRAMATURGIE Jens Lampater

Uraufführung am 18.03.2019 im Stadttheater Schaffhausen